was ist "musiktherapie"?

 Musiktherapie

Was ist Musiktherapie?

"Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist." (Victor Hugo)



Musik ist seit unserer Geburt ein elementarer Baustein zum Leben. Schon im Mutterleib kann das ungeborene Baby ab der 16. Schwangerschaftswoche propriozeptiv (d.h. z.B. über die Knochen im Körper der Mutter) Geräusche aus der Umgebung der Mutter wahrnehmen und beginnt, sie einzuordnen. Demnach lernt das ungeborene Kind, sich zunächst über die Wahrnehmung (das Gehör) zu orientieren. Es hört zum Beispiel den Herzschlag der Mutter, der rhythmisch gleichmäßig schlägt und sich verändern kann.

Betrachtet man das Ganze aus einer anderen Sichtweise, ist es belegt, dass das Herz als erstes Organ rhythmisch funktioniert.

Demnach ist Rhythmus als Solcher das Fundament unseres musikalischen Daseins.


Jeder Mensch hat in seiner Kindheit und Jugend - sei es in der Schule, zuhause mit den Eltern, mit den Freunden, den Großeltern oder sonst wie - gesungen oder auch zugehört, als gesungen wurde.

Der Spruch "Musik verbindet" sagt etwas wahres aus: Durch bestimmte Lieder, Melodien oder Rhythmen werden bestimmte Erinnerungen, Gedanken und Emotionen durch direkte Verknüpfungen in unserem Gehirn ausgelöst und freigelassen.

In jedem Lebensabschnitt des Menschen ist Musik ein Alltagsbegleiter, der eine starke, beeinflussbare Rolle eingenommen hat und mit dem sich ein Jeder auseinandersetzen kann. Die Musik kann wie ein Kommentator des eigenen Lebens oder bestimmter Situationen im Leben fungieren. Sie kann bestimmte Ereignisse musikalisch untermalen, einmauern und festigen; ergo Musik verbindet. Bestimmten Personen können durch gemeinsame Erfahrungen bestimmten Liedern, Stücken etc. zugeordnet werden, sodass diese musikalischen Ereignisse, Personen, Gegenstände niemals vergessen werden können, denn "Musik ist allgegenwärtig, Musik geht niemals weg"


Mithilfe dieser Erkenntnis bzw. dieser Begegnung kann Musik in Therapieberufen aufgegriffen werden. Seit mehr als gut vier Jahrzehnten wird Musiktherapie - ergo die Verknüpfung des psychologischen Therapieberufs mit der Musik - in Heidelberg als grundständiges Studium (Bachelor of Arts) angeboten. Im Laufe dieser Zeit gewann die Musiktherapie als Solche in all ihren Einsatzbereichen an Evidenz; so heute noch.


Musiktherapie ist also eine psychotherapeutische Verfahrensform. Sie wird als eine therapeutische Behandlung seelischer und körperlicher Gesundheit unter gezielter Verwendung von Musik verstanden.


Pflegeheim

Methodik


aktive und rezeptive Musikterapie

In der Musiktherapie unterscheidet man zwischen zwei Methodikverfahren: der aktiven und rezeptiven Musiktherapie.


Während der Klient bei der aktiven Methodik das Therapiegeschehen aktiv mitgestaltet, wirkt die Musiktherapie in der rezeptiven Herangehensweise durch das Hören von Klängen, Rhythmen und Melodien.


Die aktive Musiktherapieform ist in der Therapie die am häufigsten angewandte Methodik. Sie kann in Form von Trommelgruppen, gemeinsamen Singen etc. praktiziert werden.

Für die rezeptiven Techniken gelten in häufigster Form das therapeutische Fürspiel, Wunschkonzerte etc.

Pflegeheim

Musiktherapie mit alten Menschen

Warum Musiktherapie im hohen Alter?


Musiktherapie ist für den geriatrischen Bereich in vielerlei Hinsicht stets zu empfehlen: Senior*innen unserer Generation wuchsen mit der Musik auf. Ihre Eltern sangen für sie, sie sangen für ihre Kinder, sie sangen in Gesangsvereinen, bei der Arbeit, zur Kriegszeit und heute noch. Die musikalische Sozialisation der Senior*innen ist stark verwurzelt, sodass Musiktherapie für den Altenbereich prädestiniert ist.

Gerade im dementiellen Patientenkontakt ist musiktherapeutisches Singen höchst effektiv, da sich die Bewohner*innen in diesem Krankheitsbild in ihrer Kindheit/Jugend wiederfinden und das ganze Volksliedrepertoire beherrschen, sodass durch die Nutzung von Volks- und Schlagerliedern Geschichten erzählt und geteilt werden können. Dies wiederum löst z.B. für den Menschen ein Gefühl von Geborgenheit aus und lässt ihn denken "Ich bin nicht allein!".

Ziele

  • Steigerung der Lebensqualität

    durch Mitsingen, Animation des Therapeuten, Miteingliederung in die Gruppe,  Entspannung, Selbstwirksamkeit, Reise in die Vergangenheit etc.

  • Steigerung des aktuellen Wohlbefindens

    durch Mitsingen, Animation des Therapeuten, Miteingliederung in die Gruppe,  Entspannung, Selbstwirksamkeit, Reise in die Vergangenheit etc.

  • Entspannungsförderung

    durch Wunschkonzerte, Mitsingen, Erinnerung.

  • Aktivierung

    durch Singen, Klatschen, Stampfen, Laufen, Bewegung, Frage- und Antwortspiel (beim Singen)

  • Förderung des Erinnerungsvermögens

    durch Biografiearbeit, Mitsingen, Teilen der Lebensgeschichte, gesprächstherapeutische Interventionen

Setting

  • Einzelsetting

    maximal 45 Minuten

  • Gruppensetting

    maximal 60 Minuten

  • milieuorientierte Flurmusik

    Instrument: Klavier

    maximal 60 Minuten

Methodik

  • aktive Musiktherapie
    • Singen von Volks- und Schlagerliedern der 50er- & 60er Jahre
    • Trommelspiele
    • freie Improvisationen
    • themenzentrierte Improvisaton
  • rezeptive Musiktherapie
    • Wunschkonzert
    • therapeutisches Singen
    • Entspannungstherapie
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